Heimkino-Highlights im August 2022

Heimkino-Highlights im August 2022

Unsere brandaktuellen DVD-Kritiken

Unsere DVD Tipp4U für den August
Soll noch einer behaupten, im August stünden Luft und Zeit still, weil vor lauter Freibad, Urlaub und Sonne ohnehin kaum jemand an Unterhaltung denken kann. Unser August-Ausblick ist jedenfalls pickepackevoll mit zahlreichen Film-Highlights, die die ein oder andere Stubenhockerei durchaus rechtfertigen würden. Vom knallharten Actioner über subtilen Horror, verspulte Science-Fiction bis hin zu warmherziger Komödienkost ist wirklich alles dabei. Wir deklarieren den anstehenden Film-Marathon deshalb einfach als Filmfest Zuhause und Pause für unsere sonnenbeanspruchte Haut. Und lassen uns drei Tage in Folge nicht am Becken blicken. Zumindest so viel können wir versprechen: Nach unserer Auswahl haben Sie wieder richtig viel zu erzählen…

The Innocents

Kinder an die Macht

Mit dem Drehbuch zum norwegischen Überraschungshit „Thelma“ hat Drehbuchautor und Regisseur Eskil Vogt schon den leisen Horror hinter außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgelotet. Mit „The Innocents“ geht er noch einen Schritt weiter. Hier sind es nämlich die Kinder einer Hochhaussiedlung, die Übernatürliches an sich entdecken: Sie verfügen über die Gabe, telepathisch miteinander zu kommunizieren und ihr Umfeld zu manipulieren. Damit lässt sich reichlich Spaß und Schabernack haben. Aber irgendwann beginnt die Stimmung zu kippen, zeigen die Kinder, zu welchen Grausamkeiten sie fähig sind. Und „The Innocents“ wird zum verstörenden Psycho-Horror, den Genrekenner früh auf ihren Jahresbestenlisten hatten. Klar, dass der kleine Edelverleih Capelight, dem Highlight neben den Standard- auch eine Mediabook-Edition spendiert.

The Innocents

The Contractor

Captain Kirk auf Abwegen
The Contractor

Normalerweise hätte ein stark besetzter Actionthriller wie dieser an den Kinokassen durchaus punkten können. Aber auch „The Contractor“ wurde zum Opfer geschlossener Säle und zahlloser Verschiebungen. Chris Pine („Star Trek“) spielt hier einen unehrenhaft entlassenen Green Beret, der sich von seinem Kumpel Mike (Ben Foster) davon überzeugen lässt, bei einem unabhängigen Militärdienstleister anzuheuern. Der wird von Rusty (Kiefer Sutherland) geleitet, der vorgibt, für das US-Verteidigungsministerium zu arbeiten. Aber nicht alles ist so, wie es scheint. Weshalb sich der Neusöldner bald in einem actionreichen Netz aus Lügen, Gewalt und politischer Intrige wiederfindet. Das auch schon insofern einen bemerkenswerten Blickwinkel einnimmt, als Regisseur Tarik Saleh halb Ägypter und halb Schwede ist und nicht in Verdacht steht, hurrapatriotische Propagandakost abzuliefern.

Wunderschön

Body Positivity

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, beschäftigt offenbar aber vor allem das weibliche Geschlecht so nachhaltig, dass der in der Öffentlichkeit betriebene Körperkult immer wieder schwere Folgen für Psyche und Wohlbefinden haben kann. „Body Positivity“ heißt hier das Zauberwort. Und die unzweifelhaft schöne Karoline Herfurth hat mit kaum weniger schönen Kolleg*innen wie Nora Tschirner, Emilia Schüle und – auf männlicher Seite – Friedrich Mücke, eine unterhaltsame deutsch Komödie dazu gedreht. Das mag jetzt erst mal kontraproduktiv klingen, funktioniert aber auch deshalb, weil das Drehbuch ansonsten zu überzeugen weiß. In mehr oder weniger zusammenhängenden Geschichten erleben wir den Kampf einer zweifachen Mutter (Herfurth) mit ihrem Körper, während ihre Freundin (Nora Tschirner) für Body Positivity wirbt. Die etwas ältere Frauke (Martina Gedeck) fühlt sich nicht gesehen, während Modeltöchterchen Julie (Emilia Schüle) mit kleinen Makeln hadert. Das Ergebnis ist schon wegen des weiblichen Blickwinkels ein Gewinn. Und weil sich deutsche Komödie hier mal nicht über Til Schweiger, Elyas M’Barek oder Matthias Schweighöfer definiert.

Wunderschön

Come On, Come On

Der Babysitter
Come on, Come on

Trotz seiner arthousigen Schwarz-Weiß-Bilder gehört „Come On Come On“ zu der Art von Filmen, die in ihrer Unaufgeregtheit und Authentizität einfach glücklich machen. Der Sundance-Gewinner „Cha Cha Real Smooth“ war so ein Film, Noah Baumbach und Greta Gerwig machen sie. Und auch „Jahrhundertfrauen“-Regisseur Mike Mills weiß, wie man die Herzen empfindsamer Zuschauer erreicht, ohne manipulativ zu werden. „Come On Come On“ erzählt die Geschichte des kinder- und beziehungslosen Radiojournalisten Johnny (Joaquin Phoenix), der sich von seiner Schwester Viv dazu einspannen lässt, sich um ihren neunjährigen Sohn Jesse zu kümmern. Sowohl für Johnny als auch Jesse absolutes Neuland: Während sich der brütende Einzelgänger auf eine Elternrolle einlassen muss, ist Jesse erstmals von seiner Mutter getrennt. Trotzdem beginnen Onkel und Neffe auf zauberhafte Art und Weise miteinander zu bonden. Und das ist – nicht nur wegen der herausragenden Leistungen von Phoenix und Kinderdarsteller Woody Norman – ein echtes Geschenk.

Everything Everywhere All At Once

Another Universe of Madness

So also sieht es aus, wenn „Kill Bill“ auf „John Wick“ trifft. Für seinen „Gunpowder Milkshake“ gibt Regisseur Papushado („Big Bad Wolves“) so ziemlich alles in den Genremixer, was das Krawall- und Actionkino so hergibt und garniert es mit einer ordentlichen Portion Grrl-Power. Im Mittelpunkt seiner weiblichen „John Wick“-Variante stehen nämlich „Game of Thrones“-Star Lena Heady und „Doctor Who“-Sidekick bzw. „Guardian of the Galaxy“-Alien Karen Gillan, die als Mutter und Tochter nach Jahren der unfreiwilligen Trennung beruflich wieder zusammenfinden. Der Clou: Mutti ist Profikillerin, die sich zum Schutz der Tochter einst absetzen musste, jene längst selbst erfolgreiche Auftragsmörderin, die sich plötzlich den gleichen Feinden wie ihre Mutter gegenübersieht. Auftakt zu einem blutig-butalen Stelldichein mit Frauenpower satt.

Everything Everywhere All At Once

The Lost City

Das Geheimnis der verlorenen Stadt
The Lost City

Ein Abenteuer wie dieses kam wie gerufen nach dem langen, dunklen und meist kinolosen Winter 2021/2022. Denn „The Lost City“ bietet mit Sandra Bullock, Channing Tatum, Brad Pitt und Daniel Radcliffe nicht nur echte Starpower auf, der Film steht auch in der Tradition der ganz großen Sommerblockbuster, die uns in den 1980er und 1990er Jahren an ferne Orte mit mystischen Geheimnissen entführt haben. Statt „Indiana Jones“ und Lara Croft oder der Suche nach einem grünen Diamanten und dem Juwel vom Nil steht hier zunächst eine Bestsellerautorin (Sandra Bullock) im Mittelpunkt, die mit dem Covermodel ihrer Abenteuerbücher (Channing Tatum) auf Buchreise ist und von einem exzentrischen Millionär (Daniel Radcliffe) entführt wird. Der will von ihr zur titelgebenden geheimnisvollen Stadt aus einem ihrer Romane geführt werden, hat aber nicht mit dem Mut ihres tollpatschigen Begleiters gerettet, mit dem zusammen sie sich nun ins haarsträubend komische Abenteuer stürzen darf.

Der schlimmste Mensch der Welt

Dänische Delicatesse

Mit seinem Landsmann Lars hat Joachim Trier nur den Namen und das unleugbare Regietalent gemein. Ansonsten trennen die beiden Welten, nicht zuletzt in Hinsicht auf das Menschenbild, das bei Joachim Trier sehr viel wohlwollender ist. Trotz Titeln wie eben „Der schlimmste Mensch der Welt“. Für den hält sich die knapp 30jährige Julie, weil sie – anders als ihr zehn Jahre älterer Freund – noch nichts so richtig auf die Reihe bekommen hat in ihrem Leben. Planlosigkeit statt Familie und Abschlüsse, was sich ändert, als Partybekanntschaft Eivind in ihr Leben tritt. Der soll es nun sein, der eine, die große Liebe, der Rest des Lebens. Aber dafür müsste sie sich von ihrem aktuellen Freund trennen. Und das bringt Julie auch nicht fertig. Muss sie auch gar nicht, weil der Zuschauer sich bis dahin längst selbst verkuckt hat in die wankelmütige Protagonistin. Für deren Verkörperung Renate Reinsve zu Recht den Darstellerinnenpreis in Cannes einheimsen konnte, während Triers Arbeit für zwei Oscarnominierungen gut war. Pflicht!

Der schlimmste Mensch der Welt

Der beste Film aller Zeiten

Fegefeuer der Eitelkeiten
Der beste Film aller Zeiten

Das Filmbusiness ist nicht nur eine Schlangengrube, sondern auch ein Fegefeuer der Eitelkeiten. Das wissen vor allem die argentinischen Regisseure Mariano Cohn und Gaston Dupra, die hier vielleicht nicht den „Besten Film aller Zeiten“ abliefern, sicher aber einen der lustigsten des Jahres. Antonio Banderas spielt hier den angesagten Filmstar, der in der Buchverfilmung eines Nobelpreisträgers glänzen soll – ihm gegenüber ein theatergeschulter Edelmime, was die Rivalität zu einem echten Hahnenkampf eskalieren lässt. Den wiederum muss eine Frau orchestrieren: Die herrlich exaltierte Arthaus-Regisseurin Lola (Penelope Cruz), die allein mit ihrer Haarpracht den Filmgenuss rechtfertigt. Sie alle sind Teil eines Film-im-Film-Kosmos, wie er bitterböser kaum sein könnte. Komischer allerdings auch nicht…

9 Bullets

Some people are hard to kill

Bevor er für Regisseur James Cameron wieder in die blauen Kunstwelten von „Avatar“ eintauchen durfte, kann man Sam Worthington hier noch einmal als knallharten Bösewicht erleben. Er spielt in „9 Bullets“ einen skrupellosen Gangsterboss, der die Familie des jungen Sam auf dem Gewissen hat. Dessen Glück: Das Haus, in dem er sich versteckt hält, gehört der Stripperin Gipsy Moon (Lena Heady), die – wie es der Zufall so will – auch noch eine Verflossene des Gangsterbosses ist. Gemeinsam mit dem Jungen begibt sie sich auf einen gefährlichen Roadtrip, der sie nicht nur mit ihrem Ex konfrontiert, sondern auch mit den Geistern der Vergangenheit. Insbesondere für Fans der „Game of Thrones“-Queen ein Actioner, dessen Nullachtfuffzehn-Plot durch das starke Spie seiner Darsteller etwas aufgewertet wird.

9 Bullets
Sponsored by Universal, Leonine, Koch Films, WVG
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