CHART-HITS VON MORGEN
Die besten Musikalben des Monats

Einmal noch durchatmen, dann ergießt sich eine Flut herbstlicher musikalischer Neuveröffentlichungen über unsere Häupter und Ohren. Aber wer die Zeit davor nicht ganz musiklos verstreichen lassen will, der findet durchaus das ein oder andere Stück Hochsommermusik. Zumindest im Popschlager kennt man nämlich keine Sommerpause. Und wer auf rebellischere Töne steht, der findet in Rise Against eine willkommene Abwechslung zum poppigen Tanz in den Sonnenuntergang. Und dann wäre da noch das Monatsende, das quasi fließend in den sich jetzt schon als groß ankündigenden Musikherbst mündet. Hier feuern The Hives aus allen mitreißenden Rockröhren. Und auch Bryan Adams meldet sich mit einer starken Rechts-links-Kombination zurück. Kurz: Wer kurz vor Ed Sheeran oder den Twenty One Pilots schon mal das große Rock-und-Pop-Einmaleins üben will, der kann bereits im August damit anfangen. Viel Spaß!  


 

Ricochet

„Ricochet“, das meint im Englischen einen ballistischen Querschläger. Und das will ganz gut passen zum neuen Album der Melodic-Hardcore-Ikonen, die in den vier Jahren seit Erscheinen ihres letzten Werks so einiges haben mitanschauen müssen. Zuvorderst die Verrohung unseres sozialen Lebens durch die prägende Macht der Algorithmen. Und irgendwo daraus resultierend auch die Verwirklichung von Orwell und Huxley in ihrer US-amerikanischen Heimat. Reichlich Material also für eine politisch so engagierte Band wie Rise Against, die – angefangen mit dem wütenden „I Want It All“ – kaum einen Stein auf dem anderen lassen. „Damage Is Done“, „State Of Emergency“ und „Us Against the World“ – Rise Against lassen keinen Zweifel daran, wie und wofür bzw. wogegen ihr Herz schlägt. Und kleiden ihr Aufbegehren, produziert von Grammy-Preisträgerin Catherine Marks (Foals, St. Vincent), in feinsten musikalischen Hardcore-Zwirn.

Strong Girls Club

Ist Sarah Engels eigentlich noch die Sarah, die an der Seite von Pietro Lombardi DSDS- und Klatschpressengeschichte geschrieben hat? Oder ist die mittlerweile 32-Jährige längst eine andere? Klar ist, dass sie, jetzt mit neuem Mann und weiterem Nachwuchs an ihrer Seite, immer noch über ein ordentliches Follower-Aufkommen verfügt, das sie regelmäßig mit familiären Storys zu füttern weiß. Dass sie sich darüber hinaus immer noch auch als Sängerin und Musikerin definiert, das beweisen die Zeit, Energie und Kreativität, die sie mehr als drei Jahre lang in ihr neues Album „Strong Girls Club“ gesteckt hat. Das zeigt sich gleich mit der ersten Single „Keep You Safe“, die sehr sommerlich und auf Englisch die neue Marschrichtung vorgibt und die nur noch wenig mit dem Bohlen-Sound früherer Tage zu tun hat. Zumal Sarah Engels als selbst ernanntes „starkes Mädchen“ erstmals zwei Welten (auf zwei CDs) zusammenbringt: Mit zehn englischen und zehn deutschen Songs zeigt sie allen, dass in ihr mehr schlummert als nur eine Facette.


 

Abenteuerlust

Anna-Carina Woitschack, das ist ein bisschen das noch etwas berechnender wirkende Gegenstück zu Sarah Engels. Auch sie ein ehemaliges DSDS-Sternchen (allerdings als Achte), auch sie einst mit einem Lombardi liiert (Marco) und auch sie mittlerweile jenseits der 30 angekommen. Allerdings hat Woitschack noch einige Zwischenstationen eingelegt. Als Gesangs- und Lebenspartnerin von Volksmusikstar und Feierbiest Stefan Mross, als Kandidatin in Realityshows wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und als selbstbewusster Nackedei im Playboy. Die Reality- und Privat-TV-Schiene, der sie ihren Erfolg verdankt, wollte schließlich gefüttert werden. Nun, so scheint es, hat sie sich freigeschwommen. „Abenteuerlust“ wirkt ein wenig wie der musikalische Nachklapp zu ihren Dschungel-Eskapaden, zeigt aber auch, dass sie sich musikalisch langsam erneuern will. Mit eingängigem Schlagerpop, der zum Risiko aufruft („Spring mit mir“), aber (noch) zu wenig wagt, um wirklich als Neuanfang durchgehen zu können.

Roll With The Punches

Auch schon 66 Jahre wird Bryan Adams im November dieses Jahres. Und spätestens seit Udo Jürgens wissen wir, dass das Leben da erst so richtig anfängt. Und für Bryan Adams, der den Sommer von ’69 ebenso hinter sich gelassen hat wie den Winter ’96, beginnt dieses neue Leben mit dem 17. Album seiner langen Karriere – dem ersten mit neuem Material auf seinem eigenen Label Bad Records. Zehn neue Songs, geschrieben unter anderem mit seinem langjährigen Kompagnon Jim Vallance, lassen wenig Zweifel daran, dass da noch viel Rock schlummert im zum Karrierehöhepunkt oft eher „schmusigen“ Herzen des Kanadiers. „Roll With The Punches“ packt ein paar wirklich starke Rechts-links-Kombinationen aus und beseitigt so letzte Zweifel daran, dass der „Summer of ’69“ vorbei ist. Im Gegenteil. In Manier eines Boxchampions kämpft sich Adams in den Ring zurück – und verzichtet dabei fast vollständig auf Tiefschläge.

The Hives Forever, Forever The Hives

Wer Howlin’ Pelle und seine stets adrett gewandeten Mannen einmal live erlebt hat, der weiß, dass es keine bessere Rockband geben kann auf diesem Planeten. Zumindest wird der Hives-Frontmann nicht müde, diese Vormachtstellung zu betonen – und das Ganze noch mit einer Liveshow zu untermauern, die wirklich ihresgleichen sucht in Sachen Abriss und Hitfeuerwerk. Es ist also gar nicht weiter verwunderlich, dass man sich für Album Nummer sieben gleich selbst krönt, einen Ewigkeitsanspruch formuliert und – natürlich! – mal wieder den Rock and Roll (vor sich selbst) rettet. Hit auf Hit feuern die Schweden raus, mindestens die Hälfte davon schon dem Titel nach mit ordentlich Mitgröhl-Potenzial. Und dass man als Gaststars unter anderem Mike D (Beastie Boys) und Josh Homme (QOTSA) verpflichten konnte, zeigt bereits, welch hohen Stellenwert The Hives auch bei der Konkurrenz haben. Lang leben The Hives!


 

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