Filme für die kalte Jahreszeit
Winter-Watchlist

Weihnachten kommt unerbittlich näher. Und mit ihm unser Bedürfnis, in andere Welten zu entfliehen, um der Vorbereitungshektik zu entkommen. Wie gut, dass „Downton Abbey“ mit dem Charme nostalgischer Weihnachtsserien noch einmal zu einer letzten Runde einlädt und uns „Lilly und die Kängurus“ sowie „Die Gangster Gang“ dabei unterstützen, die ungeduldigen Kids ein wenig länger „ruhigzustellen“. Wenn die dann im Bett sind, widmen wir uns den härteren Kalibern des Kinojahres. Und setzen mit „Conjuring 4“, „The Long Walk“, Sirāt“ und „One Battle After Another“ auf anspruchsvolles Actionkino und wohlige Gänsehaut. Hohoho!

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Seit einigen Jahren schon begeistert StudioCanal insbesondere tierliebe Familien mit einer ganzen Reihe von aufregenden und imposant in Szene gesetzten Tier- und Naturfilmen. „Lilly und die Kängurus“ ist unter anderem nach „Mia und der weiße Löwe“ und „Ella und der schwarze Jaguar“ der nächste Eintrag ins Schema „Teenage-Mädchen freundet sich mit Wildtieren an“. Diesmal erhält das Ganze aber zusätzlich eine knorrig-humorige Note. Das liegt am australischen Publikumsliebling Ryan Corr, der als TV-Wetterfrosch nach missglückter Delfinrettung einen solchen Shitstorm erlebt, dass er ins australische Outback verbannt wird. Zu allem Übel fährt er hier auch noch ein Känguru-Junges an, zu dessen Rettung er sich mit der elfjährigen Lilly zusammentut. Zusammen mit dem naturunerfahrenen Großstädter kümmert sich das indigene Mädchen um den Findling und setzt so ein Beispiel, das in Form von Sanctuaries bis heute Schule gemacht hat.

Einen Rosenkrieg führen meist Eheleute, die genau das nicht mehr können: das Eheleben. Diese Bezeichnung liegt wohl dem Roman von Warren Adler zugrunde, den Danny DeVito bereits 1989 als „Der Rosenkrieg“ (Original: The War of the Roses) verfilmt hat, damals mit dem Leinwandtraumpaar Michael Douglas und Kathleen Turner in den Hauptrollen. Weil das schon eine ganze Weile her ist und sich die Gesellschaft und auch die Ehe seither weiterentwickelt haben, schenkt uns Comedy-Spezialist Jay Roach (unter anderem „Austin Powers“) ein zeitgemäßes Remake. Und das kann sich vor allem darstellerisch wirklich sehen lassen. Die Hauptrollen von Ivy und Theo Rose, die ohne einander besser als miteinander können, werden von Olivia Colman und Benedict Cumberbatch gespielt. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung …

Auf imposante zehn Einträge hat es die um etliche Spin-offs erweiterte „Conjuring“-Saga um die Medien und Dämonologen Lorraine und Ed Warren (Vera Farmiga und Patrick Wilson) gebracht. Und das in nur etwas mehr als zehn Jahren, in denen neben den ursprünglich von James Wan inszenierten Abenteuern des Exorzismus-Pärchens auch dämonische Puppen und verfluchte Nonnen zum Einsatz kamen. Für „Das letzte Kapitel“ in der Geschichte der auf realen Vorbildern basierenden Warrens geht es zurück in die Frühzeit von Lorraine und Ed, in der sich zeigt, dass sogar die gemeinsame Tochter von bösartigen dämonischen Kräften heimgesucht wurde. So führt der offiziell vierte Teil der „Conjuring“-Reihe wieder zu ihrem Kern zurück und findet fast so etwas wie einen finalen Abschluss. Dem zumindest der potenzielle Anfang von etwas Neuem innewohnen könnte. Erfolgreiche Franchises dürfen schließlich nicht so einfach zu Grabe getragen werden.

Dass Stephen King einer der größten Kritiker von US-Unternehmerpräsident Trump ist, dürfte bekannt sein. Aber dass er – neben den Simpsons – zu den größten Propheten der Unterhaltungskultur zählt, stellt sich erst nach und nach heraus. Jedenfalls wirkte „The Dead Zone“ (1979) mit seinem faschistischen US-Präsidenten wie ein Zerrbild der aktuellen USA. Und die unter dem Pseudonym Richard Bachmann erschienenen Romane „The Running Man“ („Menschenjagd“) – die Neuverfilmung läuft gerade im Kino – und „Todesmarsch“ sind als dystopische Pervertierungen einer Brot-und-Spiele-Philosophie nicht mehr weit weg von einem Amerika, in dem das Weiße Haus zum Schauplatz von UFC-Kämpfen werden soll. Unter dem Titel „The Long Walk“ wurde „Todesmarsch“ nun vom Dystopie-Spezialisten Francis Lawrence („Die Tribute von Panem“-Trilogie) in erschütternde Bilder gekleidet. Nach einem großen Krieg werden die USA hier von einem Militärregime regiert, das jährlich 50 Jugendliche auf einen langen und tödlichen „Spaziergang“ schickt: Wer die Mindestgeschwindigkeit unterschreitet, wird nach drei Warnungen erschossen. Der blanke Horror. Und eine der besten King-Verfilmungen überhaupt.

Seit der zehnte Film von Regievisionär Paul Thomas Anderson (unter anderem „Boogie Nights“, „Magnolia“, „The Master“) das Licht der Leinwände erblickte, ist die internationale Filmkritik förmlich in Aufruhr. Fast ausnahmslos den besten Film der (mindestens) letzten zehn Jahre will man gesehen haben. Und selbst wenn man 50 % der Elogen unter den Tisch fallen lässt, müsste „One Battle After Another“ eigentlich jeden Oscar gewinnen, den es 2026 zu vergeben gibt. Lose basierend auf Thomas Pynchons „Vineland“, entführt uns der Film in ein Amerika, das (abermals) wie ein kaum verhüllter Zerrspiegel von Trump-Amerika wirkt. Ein zutiefst gespaltenes Land, in dem der heruntergekommene linksradikale Aktivist Pat (mal wieder sensationell: Leonardo DiCaprio) und der rechtsradikale weiße Supremacist Steven J. Lockjaw (ebenso sensationell: Sean Penn) einander unversöhnlich gegenüberstehen. Der Grund: Pats 16-jährige Tochter, die ganz vielleicht auch jene Lockjaws sein könnte, der diese vermeintliche „Rasseschande“ unbedingt ungeschehen machen möchte. Was folgt, ist ein ungewöhnlich actionreiches Meisterwerk, das Unterhaltung, Anspruch und satirische Spitzen wie lange kein Großwerk vor ihm kongenial zusammenführt.

Ein bisschen wehmütig sind wir ja schon, dass es das jetzt gewesen sein soll mit dem imposanten Anwesen Downton Abbey, mit den Crawleys, mit ihrer Dienerschaft und mit all den Intrigen, Liebschaften und Standeskämpfen, die uns seit 2010 in eine kuschelig weiche und warme Nostalgiedecke gehüllt haben. Aber irgendwann muss Schluss sein, ein Butler Carson kann auch nicht auf ewig pikiert lächeln und 1930 ist als Schlussdatum ja wirklich eine ganz runde Sache. Diesmal gilt es, den gesellschaftlichen Schaden abzuwenden, den Marys Scheidung von Lord Talbot mit sich bringt. Außerdem stiftet ein linkischer Vermögensverwalter (nicht nur als Marys neuer Liebhaber) Unruhe. Und schließlich geht es um die Frage, wer Downton Abbey in die Zukunft führen soll, wenn der Lord und die Lady sich endgültig zur Ruhe setzen. Schade eigentlich.

Gegen diese Bande tierischer Krimineller sind „Ocean’s Eleven“ ein Haufen stümperhafter Amateure. Bereits vor einigen Jahren haben es Mr. Wolf, Mr. Snake, Mr. Shark, Mr. Piranha und Ms. Tarantula als „Gangster Gang“ von den Kinderbuchseiten des Autors Aaron Blabey auf die große Kinoleinwand geschafft. Das Ergebnis: ein absoluter Animationshit und explosionsartig steigende Buchverkäufe für ihren Schöpfer. Klar, dass die mittlerweile gesetzestreu gewordene Gang ein weiteres Mal ranmusste, gesprochen unter anderem von Sebastian Bezzel und Jannis Niewöhner, und unter falschem Verdacht bald schon wieder auf der Flucht vor dem Gesetz ist. Schnell stellt sich heraus, dass die gefährlichen Gangster Girls um Anführerin Kitty Kat einen perfiden Plan ausgeheckt haben, um auf Kosten von Wolf und Co. die Reichtümer der Welt zu erbeuten. Weshalb die abermals herausragend in Szene animierte Gang alles daransetzen muss, ihren Ruf – und mit ihm die Erde – zu retten.

Wo „The Long Walk“ noch massentaugliche King-Dystopie ist, da begeistert (und spaltet) die französisch-spanische Co-Produktion „Sirāt“ seit ihrer Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes vor allem die Filmkritik. Kein Wunder: Der dystopisch angehauchte Film von Regisseur Óliver Laxe weckt Erinnerungen an Spannungskinoklassiker wie „Lohn der Angst“ und „Mad Max“ und wirft uns in die pulsierende nordafrikanische Wüste, in der ein verzweifelter Vater auf einem Rave seine spurlos verschwundene Tochter sucht. Als die Veranstaltung vom Militär aufgelöst wird, zieht die Gruppe mit zwei Lkws und einem Van weiter ins Atlasgebirge, wo ein weiterer illegaler Rave die Wüste zum Beben bringen soll. Statt nur der hämmernden Beats birgt der Sand dort aber ganz andere Gefahren. Die Berge werden zum tödlichen Minenfeld, aus dem es kein Entrinnen gibt.

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